Russland überlegt Einschränkungen der Transsibirien-Routen für europäische Fluglinien

Aufgrund der gegen Russland verhängten EU-Sanktionen, welche erst am 4. August 2014 zur Einstellung sämtlicher Flüge der Aeroflot-Tochter Dobrolet geführt hatten (LawAir berichtete), erwägt die Regierung in Moskau angeblich entsprechende Gegenmaßnahmen gegen nicht-russische Carrier.Erwägt werden derzeit anscheinend eine Änderung der zugelassenen Trans-Sibirien-Routen, die Sperre des Luftraums für Transitflüge für ukrainische Fluglinien und Einschränkungen für Charter- und Frachtflüge.

Die Auswirkungen für europäische Fluglinien wären enorm. Experten beziffern die möglichen Mehrkosten durch längere Flugstrecken auf über eine Milliarde Euro in den nächsten drei Monaten (was der derzeitig geplanten Dauer der EU-Sanktionen entspricht). Kostenfaktoren wären hier insbesondere der erhöhte Treibstoffverbrauch und Personalmehrkosten. Die Sperre würde auch einen (zumindest vorübergehenden) Wettbewerbsvorteil für die Luftfahrtunternehmen in Asien bedeuten.

Das Recht von Fluglinien, den Luftraum anderer Staaten zu durchfliegen (sogenanntes „Überflugrecht“ bzw „First Freedom“) ergibt sich grundsätzlich aus entsprechenden zwischenstaatlichen Verträgen. Für die meisten europäischen Staaten und den USA ist dies insbesondere das International Air Services Transit Agreement (IASTA), welches den Überflug und technisch erforderliche Zwischenlandungen (Betankung und Wartung) durch Fluglinien der Mitgliedstaaten untereinander erlauben. Russland (als Nicht-Vertragsstaat) gestattet im Gegenzug Überflüge gegen die Bezahlung entsprechender Überfluggebühren durch die betroffenen Fluglinien. Eingeführt wurden diese Gebühren 1986, wobei die EU und Russland 2006 ursprünglich vereinbart hatten, diese bis 2013 auslaufen zu lassen. Aufgrund der Streitigkeiten hinsichtlich der Aufnahme russischer Carrier in den Emmissionszertifikatehandel (ETS) wurde dieser Plan jedoch 2012 durch die russischen Behörden wieder verworfen.

Genau jene Gebühren sind es auch, die eine tatsächliche Sperre des russischen Luftraumes eher unwahrscheinlich machen, nimmt doch Russland bzw die staatliche Airline Aeroflot etwa 300 Millionen Euro an Gebühren pro Jahr ein. 

Weiterführende Links:
Borodina, Polina, Russia considers changing trans-Siberian routes for European carriers, ATW – Air Transport World vom 6. August 2014 (Link)
Ballin, André, Russland erwägt Flugverbote für europäische Airlines, derstandard.at vom 5. August 2014 (Link)

 

 

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About Author: Martin Klemm

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