EU will klare Regeln gegen den unfairen Wettbewerb in der Luftfahrt

Der künftige Premiummarken-Vorstand der Lufthansa, Harry Hohmeister, warnt vor einer Übermacht finanzstarker Fluggesellschaften aus den Vereinigten Arabischen Emiraten. Demnach gebe es bei Langstrecken keinen fairen Wettbewerb mehr. Denn „Wettbewerber aus den Arabischen Emiraten kaufen sich mit staatlicher Hilfe Einfluss in Europa“, meint der Manager. Dies verzerre die Rahmenbedingungen und deshalb brauche man neben einer unternehmerischen „auch eine politische Antwort“. Diese könne in einer Angleichung von Wettbewerbsbedingungen bestehen: „In den Emiraten gibt es keine Luftverkehrssteuer – warum muss es sie in Deutschland geben?“, so Hohmeister.

Fluglinien aus dem arabischen Raum, wie beispielsweise Emirates, werden ver­gleichsweise stark subventioniert. Die EU hat dabei staatliche Unterstützung vor allem von Airlines aus den Golf-Emiraten im Visier, die von europäischen Konkurrenten wie Lufthansa als unfair angeprangert worden war. Dies verzerre den Wettbewerb. Die EU will mit den Golfstaaten und anderen internationalen Partnern wie der Türkei, China und Mexiko Abkommen aushandeln, die das ändern. Von diesem umfassenden neue Luftverkehrsabkommen könnten vor allem mittelgroße Flughäfen wie Wien-Schwechat profitieren.

Airlines wie Emirates aus Dubai, Etihad aus Abu Dhabi und Qatar Airways aus Doha sollen sich verpflichten, zu ähnlichen Wettbewerbsbedingungen zu fliegen, wenn sie weiterhin verstärkt EU-Ziele anfliegen wollen. Vor allem durch die staatlichen Subventionen, gemischt mit schlechten (und daher für die Airlines kostengünstigen) sozialen Standards führen zu einer Wettbewerbsverzerrung. Da­her bietet die Kommission als Teil ihrer neuen Luftverkehrs­strategie (Aviation Package), welche sie Anfang Dezember vorstellen will, die Mitgliedstaaten um Ver­handlungsmandate für solche Abkommen. Die Brüsseler Behörde soll zudem mehr Sanktionsmöglichkeiten bekommen, darunter auch die Einschränkung oder den Entzug von Zulassungen.

Eine Revision der EU-Richtlinie gegen unfaire Preisgestaltung im Flugverkehr legt EU-Verkehrskommissarin Violeta Bulc dem Vernehmen nach noch nicht vor. Sie könnte aber kommendes Jahr folgen. Doch Europas Traditionsfluggesellschaften wie Lufthansa und Air France KLM haben nicht nur mit wachsender Konkurrenz von Golf-Airlines wie Etihad und Emirates zu kämpfen. Auch europäische Billigflieger wie Ryanair und easyJet setzen ihnen vermehrt zu.

Weiterführende Links:
ORF.at (Link)  

Wirtschaftsblatt (Link)
Deckstein, Dinah, EU bietet Golf Airlines Flugrechte für fairen Wettbewerb, Der Spiegel (Link
Morningstar (Link
Industriemagazin (Link
Kiani-Kreß, Rüdiger, Emirates – Wie die Airline zum Schrecken der Flugbranche wurde, Wirtschaftswoche vom 23. Oktober 2015 (Link)

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About Author: Martin Klemm

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